Mehr über Kurt Killinger:

Ein junger Goldschmied erlebt alles Grauen des Kriegs

Kurt Herbert Killinger wurde am 28. April 1923 in Pforzheim als Sohn des Goldschmieds und späteren Zahntechnikers Friedrich Wilhelm Killinger und der Geschäftsinhaberin Helene (laut Kirchenbuch: Helena) Panitz geboren. Die Eltern heirateten am 6. August 1915, als der Vater im 1. Weltkrieg im 1. Badischen Artillerie-Regiment 14 diente.

Die evangelische Taufe von Kurt fand am 25. Januar 1924 statt. Kurt erlernte ebenfalls den Beruf des Goldschmieds und auf seinem Bestattungsschein wird er beruflich als Juwelen-Goldschmied bezeichnet, was auf große handwerkliche Fähigkeiten hindeutet.

Kurt Killinger wird zunächst am 9. Mai 1942 zum 3. Panzer-Ersatz-Abteilung 18 eingezogen. Später wird er dann als Panzerschütze an der Ostfront eingesetzt. Am 15. März.1943 wird er ins Feldlazarett mit Fleckfieber eingeliefert. Fleckfieber wurde damals auch Kriegstyphus genannt, weil sich die Symptome von Typhus und Fleckfieber ähneln und die Krankheit sich unter schlechten hygienischen Bedingungen in Kriegszeiten oft massiv ausbreitete.

Zwei Wochen später wird er mit einem Leichtkrankenzug ins Feldlazarett nach Dnipropetrowsk (bei Saporischja) in der heutigen Ukraine gebracht. Nach der Niederlage der 6. Armee in Stalingrad, bei der 300.000 deutsche und verbündete Soldaten fallen oder in Gefangenschaft geraten, droht sogar der gesamte deutsche Südflügel mit weit über einer Million Mann durch sowjetische Vorstöße abgeschnitten und vernichtet zu werden.

Deshalb wird Kurt Killinger wohl am 7. Mai 1943 mit einem behelfsmäßigen Lazarettzug nach Berditschiw (ca. 180 km westlich von Kiew) ins Lazarett 4/III verlegt. Am 17. Juni 1943 scheint Killinger soweit genesen zu sein, dass er zum Infanterie Grenadier Ersatz Bataillon 4 in Iserlohn verlegt werden konnte.

Was danach geschah, konnte bisher noch nicht nachvollzogen werden. Es ist nicht auszuschließen, dass die Erlebnisse an der Ostfront in der Ukraine Killinger erschütterten. Im Frühjahr 1945 ist er im Wehrmachtsgefängnis Bruchsal inhaftiert und wird mit Urteil des Gerichts der Division 465 (Nr. 416/1944) zum Tode verurteilt. Ein Kriegsgerichtsurteil liegt nicht vor. Das Todesurteil durch Erschießen wird am 15. März 1945 um 7:23 Uhr auf dem Schießplatz Poppenweiler vollstreckt. Es scheint, dass die Eltern davon in einem Brief des Standortpfarramtes Ludwigsburg vom selbigen Tag unterrichtet wurden.

Kurt Killinger wird auf dem Neuen Friedhof Ludwigsburg, Abt. 48, Grab 120 beerdigt. Ludwigsburg scheint sich entgegen anderen Exekutionsorten dadurch abzuheben, dass die exekutierten Soldaten in regulären Gräbern bestattet wurden. Andernorts (z.B. Tübingen) wurden sie in einem anonymen Gräberfeld beerdigt. Die Eltern hatten den verheerenden Luftangriff auf Pforzheim am 23.Februar.1945 überlebt. Auf Antrag seiner Mutter werden die sterblichen Überreste auf dem Ludwigsburger Friedhof ausgegraben und am 15. November 1946 nach Pforzheim auf den Friedhof Schanz überführt.

Quellen:
StadtA Karlsruhe, Namensregister, Heiratsregister, 1870-1921. Urkunde Nr. 428, A/II/87, Sign. 3_B_A_II_87


Familysearch.org; Mikrofilm Sammlung Originale: Lutherische Kirchenbücher, 1502-1985


StadtA Ludwigsburg: L 67 Nr.039 und Nr.40


BArch B563-1 Kartei K- 2529/116



© 2023 MahnDenkMal Schießtal Ludwigsburg · Schreiben Sie uns!

Diese Seite setzt keine Cookies. Beim Übergang zu anderen Seiten (beispielsweise Videoplattformen wie Vimeo oder YouTube) gelten deren Bedingungen.